nur blechUlla + martin kaufmann

Sonderausstellung
13. juli — 3. oktober 2019

Aus Anlass der Ausstellung Fast nichts – Schmuck und Gefäße von Ulla und Martin Kaufmann, die das Schmuckmuseum Pforzheim von 13.07 bis 03.11.2019 zeigt, findet bei SCHÜTT eine Ausstellung im Dialog statt. NUR BLECH zeigt das vielseitige Schaffensspektrum einer herausragenden Werkstattgemeinschaft. Fast ein halbes Jahrhundert lang haben Ulla + Martin Kaufmann die Geschichte der Silberschmiedekunst tiefgehend geprägt und neue Maßstäbe in der Form- und Materialgestaltung gesetzt. Reduziert, direkt, authentisch.

Öffnungszeiten der Ausstellung
Dienstag – Freitag: 10 – 17 Uhr
Samstag: 10 – 15 Uhr

Weitere Information finden Sie hier :
www.schmuckmuseum.de
www.ulla-martin-kaufmann.de
www.artaurea.de/2019/fast-nichts-ulla-und-martin-kaufmann/

Die ausgestellten Stücke sind verkäuflich.

EIGENE MASSSTÄBE
Dass Ehepaare eine Werkstattgemeinschaft bilden, kommt nicht gerade selten vor, eher schon, dass sie darauf Wert legen, absolut gemeinsam zu arbeiten. Es ist fast unmöglich, ihnen einzeln zu begegnen, sie denken und arbeiten zusammen und stellen gemeinsam aus. Vielleicht ist Martin Kaufmann der Enthusiastischere, der schneller auf andere Menschen zugeht, auf Reize reagiert, Ulla Kaufmann dagegen die Nachdenklichere, die eine Idee erst einmal austüfteln muss, bevor sie weiß, was sie davon hält. Wenn sie der Meinung ist, die Form müsse sich umsetzen lassen, ist es wohl wieder Martin, der nach vorn prescht und einfach ausprobiert. Ihre Arbeit ist ein Hand in Hand, ein Denken und Machen, eine Mischung aus Spontanität und Kontrolle, letztlich aber auch ein gemeinsamer Übermut: Lass es uns doch einfach mal versuchen.
Ulla und Martin Kaufmann sind auf den Tag fast genau gleichaltrig.
Sie verstehen sich blind.

Armband NUR BLECH 750 Gold

Wenn sie nicht in ihrer Werkstatt arbeiten, sind Ulla und Martin Kaufmann irgendwo in Deutschland und Europa anzutreffen: in München auf der Handwerksmesse und in Hamburg im Museum für Kunst und Gewerbe, in der Provence, wo sie seit den frühen 90er Jahren ein baufälliges Landhaus wieder in Stand gesetzt haben, in Galerien in Barcelona oder in Antwerpen, wo sie ausstellen, oder auf der „Collect” im V & A in London. Sie reisen und sehen viel, sie gehören keiner Gruppe, keinem Schulkreis an, sie gehen in Museen und Galerien und orientieren sich in Sachen Design.
Für den respektlos experimentellen Humor der Niederländer haben sie viel übrig, und sie schätzen die Katalanen. Sie kommen nicht vom klassischen Gefäß. Sie möchten Dinge anders sehen, als sie bisher gedacht worden sind.
„Wir haben unsere eigenen Maßstäbe” sagen sie und meinen, dass es gut sei, sich vom traditionellen Denken zu lösen.
Sind bestimmte Funktionen nicht auch anders darstellbar?

Halsreif GESPIEGELT 750 Gold

Als Silberschmiede haben die Kaufmanns einen langen Weg zurückgelegt, Schwerpunkt ihrer frühesten Arbeiten war Schmuck, daneben entstanden Becher und Dosen; sie schufen „romantische” blütenartige Formen mit grafisch ausdrucksvollen Steinen. Ein starker Stilwechsel erfolgte zeitgleich mit ihrer ersten Teilnahme an der Jahresmesse im Museum für Kunst und Gewerbe und mit einem Entwicklungsauftrag der Industrie. „Wir sind offen für alles, was auf uns zukommt.” Auf der Messe gehörten Ulla und Martin Kaufmann zu denen, die jedes Jahr mit neuen Modellen auftraten, die diese Messe wirklich ernst nahmen. Hier war eine Plattform, auf der sie ihre kühnen Formen zeigen konnten, wo sie ins Gespräch kamen. Bald wurde es für die Besucher eine angenehme Pflicht, nach neuen Entwürfen der Kaufmanns Ausschau zu halten. Und sie gehörten zu den wenigen, die auch Kontakte mit den Entwicklungsabteilungen der Silberwarenindustrie suchten und pflegten.

Niemand hat am Vorstoß ins Experiment so viel Spaß und Freude gehabt wie die Kaufmanns selbst. Heute werden sie bewundert und sie sehen sich überraschend an der Spitze einer neuen Bewegung der Silberschmiedekunst. Vor einigen Jahren haben sie einen namhaften Betrag gestiftet und die Gesellschaft für Goldschmiedekunst beauftragt, einen Nachwuchswettbewerb auszuschreiben. Sie hatten die schlechten Jahre mitgemacht, als man dachte, Silber sei „out”, zu unpraktisch, zu teuer, zu elitär. Aber silberne Tafelgeräte sind zurückgekommen, auch gerade dank des Durchhaltens der Kaufmanns. Nun geben sie ihr Beispiel weiter an eine jüngere Generation.

Ulla und Martin Kaufmann sagen zu ihrem Tun: „Wir entwickeln die Formen aus unserem Leben, unserer Freude und unseren Sorgen heraus.” Authentischer kann Silberschmiedekunst nicht kommunizieren.
— Dr. Rüdiger Joppien